Logbuch der Profilfahrt „Leben in Hamburg“

Die Tour

Ziele der Profilfahrt

Ziele der Profilfahrt

Das Oberstufenprofil „Leben in Hamburg“ ist derzeit auf seiner vierwöchigen Profilfahrt. Die Gruppe legt ca. 1000 km von Hamburg über Münster und Amsterdam bis Mannheim zurück. Mit der Reise wird die Entwicklung eines Fahrradverkehrskonzeptes für den Hamburger Westen vorbereitet. In Münster und Mannheim gibt es Termine mit der Stadtverwaltung und dem ADFC, in Amsterdam sind wir in der Universität zu Gast. Neben der inhaltlichen Vorbereitung müssen wir uns auf der Tour als Team und im Ausdauerbereich bewähren. Die Reise wird von den Schülerinnen und Schülern selbst geplant und sie müssen sich jeden Tag um Route, Übernachtung und Verpflegung kümmern (pro Tag stehen 8.- € pro SchülerIn zur Verfügung, d.h. die Übernachtungen sollten in der Regel kostenlos sein).

Woche 4

24.09.                                                                                                         Worms (36,8 km)

Ruderclub Worms

Nach leichten Irritationen hinsichtlich der Wegführung einigten wir uns schließlich auf eine Strecke, die nicht ganz so viele Höhenmeter versprach. Das war eine weise Entscheidung und dennoch gab es noch einige Hügel zu überwinden. Es lohnte sich aber, denn unser Weg führte uns durch traumhafte Weinberge. Auch die Sonne ließ uns mal wieder nicht im Stich. So radelten wir entspannt und gut gelaunt bis Worms, wo wir den Ruderclub ansteuerten. Leider war die Dame des Ruderclubs nicht so freundlich wie viele andere auf unserer Reise und ließ sich nicht davon abbringen, 5,00 €/ Person zu verlangen. Da wir auf der schönen Strecke ordentlich getrödelt haben, war es schon so spät, dass wir zähneknirschend das Geld bezahlten.

Zur Freude Einiger gibt es hier einen Fitnessraum, der von Christian für zwei Stunden exzessiv genutzt wurde. Wahnsinn, woher die Jugendlichen immer ihre Energie nehmen!

Zum Abendbrot bereitete die Kochgruppe uns leckeren Nudelsalat zu. Die Stimmung war richtig gut. Wir sitzen um 23:00 Uhr immer noch mit einer kleinen geselligen Runde zusammen und spielen Spiele.

25.09.                                                                                           Mannheim (26 km)

Nach einer, für die 12a relativ zügigen Aufräumaktion im Ruderclub Worms, fiel den beiden Lehrerinnen auf, dass das fast schon traditionelle Supermarkt-Parkplatz-Frühstück am letzten Tag tatsächlich ausfallen muss, da Aldi, Lidl und Co am Sonntag bekanntermaßen nicht geöffnet haben. Schnell wurde ein Bäcker angesteuert, bei dem wir uns alle ausgiebig stärkten und dann zur letzten Etappe aufbrachen. Die Mittagspause dehnten wir heute besonders aus. Zu schön war es, in der Sonne am Rheinufer zu sitzen, Steine ins Wasser um die Wette zu schmeißen oder in der Sonne zu dösen. Nach der Pause wurden insbesondere „unsere“ Jungs nochmal so richtig gefordert. Die Rheinbrücke musste überquert werden, ohne Fahrstuhl war das eine echte Herausforderung, die wir aber gemeinschaftlich meisterten. Wirklich alle halfen tatkräftig mit, die schwer bepackten Fahrräder die Brücke hoch und auch wieder runter zu tragen. Auf der Einfahrt der Jugendherberge, die übrigens wunderschön am Rheinufer gelegen ist, fielen sich einige Schüler jubelnd in die Arme! Wir haben es tatsächlich geschafft und sind unheimlich stolz: 1000 Kilometer Radfahren (bzw. knapp 500 für Frau Ponath, über die sie sich aber auch sehr freut) liegen hinter uns! Und nicht nur das: Die Herausforderungen der Tour mit all ihren Höhen und Tiefen hat unserer Klasse echt gut getan und unseren Zusammenhalt spürbar gestärkt!

26.09.                                                                                                            Mannheim

Heute war noch einmal inhaltliches Arbeiten angesagt. Um 10:00 Uhr waren wir mit einer netten Dame und Herrn Hagstedt aus der städtischen Verwaltung verabredet, um zu erfahren, was Mannheim umsetzt, um im nächsten Jahr zur fahrradfreundlichen Stadt gekürt zu werden.

Zunächst begann die Dame mit einem informativen Vortrag, in dem deutlich wurde, dass die Zielsetzung Mannheims anders als in Münster und Amsterdam nicht bedeutet, dass der Autoverkehr in der Stadt eingeschränkt werden soll.

Vielmehr wurde der Unterschied zwischen Fahrradstadt und fahrradfreundlicher Stadt deutlich.

So werden weniger Fahrradstraßen eingerichtet, als dass an 32 Problempunkten geschaut wird, wie die Konflikte zwischen Autofahrern, Fahrradfahrern und Fußgängern behoben werden können. Beispiele hierfür sind verkleinerte Fahrspuren für Autofahrer, neugebaute Rampen bei Brücken, Fahrradwege auf Metrolinien mit Wartebuchten sowie in Ausnahmefällen die Reduzierung von Parkplätzen auf der Straße, sofern ein Parkhaus in der Nähe ist.

Anschließend hat Herr Hagstedt mit uns eine Tour durch die Stadt gemacht, um uns einige der Problemstellen, aber auch der lösungsorientierten Ansätze zu zeigen, von denen im Vortrag gesprochen wurde.

Schließlich endete die Tour bei Monnem Bike, einer Vereinigung, die sich zum Ziel setzt durch besondere Events und Aktionen das Fahrradfahren in Bewusstsein der Menschen zu bringen. Beispielsweise organisieren sie im nächsten Jahr anlässlich der zweihundertjährigen Existenz von Zweirädern, welche in Mannheim ihren Ursprung haben, ein mehrtägiges Fahrradfestival, wo sogar die Innenstadt für zwei Tage autofrei sein wird.

Der Abend endete mit einem gemeinsamen Pubbesuch und es war rührend zu sehen, wie sehr sich die Schüler freuten, dass sie ihre Lehrerinnen beim Dart besiegen konnten. Es war friedlich  und fröhlich. Die Gruppen durchmischten sich so, wie wir es uns eigentlich immer gewünscht haben.

27.09.                                                                                            Mannheim

Bei den meisten der Schüler stand heute zunächst Ausschlafen auf dem Programm. So trafen wir nur einige Schüler beim Frühstück um neun Uhr, mit dem Rest hatten wir uns zu einem Picknick zur Mittagszeit im Luisenpark verabredet. Dort wurde, bei guter Laune, ausgiebig gepicknickt. Die Jungs vergnügten sich, traditionell, beim Fußballspielen, bis der Ball im Teich landete und das Spiel unterbrochen werden musste. Pia konnte das Spielgerät bei einer waghalsigen Rettungsaktion retten, sodass doch noch etwas weiter gekickt werden konnte. Die anderen sonnten sich auf den Liegestühlen und schauten den Fischen und Schildkröten zu. Nach dem gemeins

Aufbruch zur letzten Etappe

Aufbruch zur letzten Etappe

amen Abendessen setzten wir uns noch einmal zusammen und ließen die Reise Revue passieren. Fazit der Runde: Es war eine großartige Erfahrung, auch wenn es manchmal nicht so wirkte, äußerten sich alle positiv. Einzige Kritikpunkte waren die Dauer der Reise sowie fehlende Zeiten für Gruppenaktivitäten. Viele hätten sich kürzere Etappen gewünscht, die mehr Raum für gemütliches Zusammensein gelassen hätten. Jetzt genießen alle den letzten Abend und freuen sich sehr auf Zuhause.

Woche 3

15.09.                                                                                              Amsterdam 15 km

Lisa hat ihren ersten Tag hinter sich und immer noch gute Laune, wenngleich wir schon die erste gemeinsame Standpauke halten mussten. Von nun an herrschen strenge Regeln in puncto Pünktlichkeit. Jede Verspätung wird von der abendlichen Freizeit abgezogen.

An diesem Tag sind wir schon um 9:00 Uhr zu einer dreistündigen Stadttour mit Cornelia Dinca von Sustainable Amsterdam aufgebrochen. Sie hat uns an vielen Orten der Stadt plastisch gezeigt, welche Erfolgsrezepte Amsterdam in pucto Verkehrsplanung zu bieten hat. Fazit: Es bietet sich an, den Autos kurze Wege durch Einbahnstraßen und Kreisführungen zu erschweren, während die Fahrradfahrer die direkten Wege nutzen dürfen. Es gibt kostenlose Fahrradgaragen, die bis zu 20.000 Fahrräder beherbergen und Fähren, die kostenlos genutzt werden können. Viele Parkplätze sind unterirdisch und Ampeln werden überbewertet. So gibt es ein Pilotprojekt, in dem an einer Kreuzung alle Ampeln ausgeschaltet wurden und sich der Verkehr von Radfahrern, Straßenbahn und Autos in einem „kontrollierten“ Chaos selbst reguliert.

Cornelia berichtete so anschaulich und spannend, dass viele SchülerInnen von ihr eingefangen wurden. Sie stellten viele interessierte Fragen. Heute haben sie auf jeden Fall eine Menge mitgenommen. Wir sind gespannt, wie die morgige Tour wird, wo es mit Ceuvel Tours um die konzeptionelle Planung von Nachhaltigkeitsprojekten gehen wird

Anschließend hatten heute alle Freizeit. Wir sind gespannt, wie sie sich heute Abend bei uns zurückmelden.

16.09.                                                                                      Amsterdam (13 km)

Gestern sind alle heil und pünktlich Zuhause gewesen! Auch heute Morgen waren wir erstaunt, wie pünktlich alle da waren. Mal sehen, wie lange diese neue Strebsamkeit anhält.

Um 15:00 Uhr hatten wir einen Termin im Ceuvel Amsterdam. Der Ceuvel ist im Norden Amsterdams und liegt in einem vernachlässigten Teil der Stadt, der durch Industrie und Armut geprägt ist. Hier hat sich 2012 ein Projekt auf Bürgerinitiative hin entwickelt, bei dem alte Hausboote statt sie zu verschrotten aufs Land gebracht und zu Büros umgebaut wurden. Alle Büros versorgen sich zu einem Großteil durch Photovoltaik selb

Führung zu Nachhaltigkeit in Amsterdam

Führung zu Nachhaltigkeit in Amsterdam

st mit Strom. Auch ihre Abwässer regulieren sich durch Biokanalisation selbst. Aus dem Urin wird Dünger hergestellt und der Kot wird zu Kompost. Das rief bei den Schülern erst Ekel und dann Staunen hervor, als sie merkten, dass der Kompost gar nicht stank. Warum wir als Fahrradprofil hier waren, mag sich einer fragen. Diese Tour hatte zum Zweck, den Schülern die Augen für nachhaltige Projekte im Allgemeinen zu eröffnen und im Besonderen sich mit der stadtbildprägenden Umsetzung neuer Anstöße zu beschäftigen. Außerdem war Nadine Galle, die uns durch den Ceuvel führte, mit an der Umsetzung der Stadtgestaltung Amsterdams zu der Fahrradstadt, die es jetzt ist, beteiligt, so dass sie uns anschließend in einer offenen Gesprächsrunde offene Fragen beantworten konnte.

Inhaltliches Fazit aus Amsterdam für heute ist: Bürgerinitiativen können viel bewegen, sofern die Regierung ihnen den Gestaltungsraum gibt.

Unsere letzte Begegnung mit den Pfadfindern hat weitere Früchte getragen. Der Bastiaan aus Lochem hat uns für morgen in Veenendaal eine weitere Unterkunft in einem Pfadfinderheim organisiert! Die SchülerInnen sind schon voller echter Vorfreude!

17.09.                                                                                                Veenendaal 75,6 km

Heute war ein wirklich gelungener Tag. Während der Fahrt zeigte sich die 12a von ihrer besten Seite. Es wurde fröhlich in die Pedalen getreten und es entstand ein richtiges 12a Gemeinschaftsgefühl. Die schnellen Fahrer nahmen auch meist Rücksicht auf die etwas Langsameren, sodass wir viele Strecken in einer geschlossenen Kolonne, vorbei an Pferdeställen, Bauernhöfen und Windmühlen, fahren konnten. Frau Kästner wird immer noch von einer Erkältung geplagt, hielt die Strecke aber wacker durch, was sicher auch daran lag, dass unsere Schüler sich sehr mitfühlend zeigten. Frau Ponath ist heute das erste Mal 75 km am Stück Rad gefahren. Ihr gaben die Schüler nützliche Tipps in puncto Schalten und unterstützten sie moralisch bei ersten Ermüdungserscheinungen zur Mittagszeit. In Veenendaal angekommen, erwartete uns schon das Pfadfinderheim. Während die Kochgruppe sich um das Abendbrot kümmerte, machte der Rest schon mal ein Feuer in der großen Feuerstelle. Hier sitzen wir auch immer noch zusammen und lassen den Abend gemütlich ausklingen, bevor wir uns morgen wieder in die Sättel schwingen. 60 km liegen vor uns, aber eine Unterkunft, das Jugendzentrum in Kleve, ist schon für uns reserviert!

18.09.                                                                                                            Kleve (73, 6 km)

Nach etwa 30 Kilometern machten wir auf Wunsch der Gruppe eine ausgiebige Pause auf dem Lidl Parkplatz. Anschließend ging es dann wieder zurück auf den Deich, wo dann die Gruppe auf ihre Pannentauglichkeit geprüft werden sollte. Ein platter Reifen musste repariert werden, ohne die fachmännische Hilfe von Herrn Grot. Pia und Christian gaben alles, um das Loch zu stopfen, während die anderen sich über die erneute Pause freuten. 30 Minuten später und 100 Meter weiter, war Felipes Reifen leider wieder platt. Frau Ponath und der Rest der Gruppe staunte nicht schlecht, wie Christian, Leon und Pia den Schlauch auswechselten. Die restliche Fahrt verlief glücklicherweise pannenfrei. Dennoch musste die Gruppe auf den restlichen Kilometern echt kämpfen, Kleve liegt nämlich auf einer Anhöhe, die sich für einige wie ein stattlicher Berg anfühlte.

Die Pizza am Abend hatten sich alle redlich verdient!

19.09.                                                                                                            Kerken, 47,8 km

Die Abfahrt verzögerte sich etwas, denn Frau Kaestner, Phelina und Caro mussten aufgrund von Erkältungen einen Arzt aufsuchen. Nach dem Arztbesuch stand fest, dass für Frau Kästner zumindest für den heutigen Tag ein Fahrradfahrverbot gilt, weswegen sie mit Julius und Caro in den Zug stieg. Die anderen machten sich zusammen mit Frau Ponath auf den Weg Richtung Kerken. Malte navigierte die Gruppe wie immer perfekt und nahm diesmal etwas Tempo raus, sodass wir die gesamte Strecke als geschlossene Kolonne fahren konnten. Niemand blieb zurück und es entstand erneut ein echtes 12a Gemeinschaftsgefühl. Auf den letzten 4 Kilometern kam es jedoch zu einem wirklich unschönen Vorfall. Ein Auto schnitt die Gruppe beim Vorbeifahren eines stehenden PKW und raste einfach davon. Felipe konnte nicht mehr ausweichen und kam ins Schwanken, wobei sein Fahrrad umfiel, sein gesamtes Gepäck in seinen Rücken rammte und sicherlich einen großen blauen Fleck hinterlassen wird. In Kerken freuten die Schüler sich besonders über die heißen Duschen auf dem Zeltplatz, den Fußballplatz und das leckere Curry der Kochgruppe!

20.09.                                                                                                Dormagen, 64, 5 km

So gut der Zeltplatz auch war. Es lässt sich nicht leugnen, dass es nun Herbst wird und die Nächte somit ganz schön kalt sind.

Die folglich für Viele unruhige Nacht schien sich heute in der Stimmung Vieler niedergeschlagen zu haben. Mit schlechter Laune wurde sehr langsam gepackt. Als alle endlich fertig waren, fiel dem Platzwart auf, dass der Fußball fehlte. Folglich dauerte es weitere Ewigkeiten und Schimpfereien, bis endlich der Ball gefunden war. Dann konnte es ja losgehen…

Doch nun  bemerkte Leon W., dass sein Reifen platt war. Das große Reparieren begann. Währenddessen brachte Frau Kaestner Caroline und Phelina zur Bahn, da Caro wegen ihres Knies nicht Fahrradfahren konnte.

Erst um 12:40 Uhr war der Rest der Truppe schließlich abfahrbereit. Die Fahrt verlief problemlos, obwohl wir schon schönere Strecken erlebt haben. Die Fahrradwege heute waren zum Teil katastrophal: Der Bodenbelag abgesprungen, Wurzeln durchzogen die Wege, Radwege wurden zu Schotterpisten, zweiseitige Wege waren so eng angelegt, dass zwei Fahrradfahrer sich nicht entgegenkommen durften oder waren durchzogen von Schlaglöchern.

Ein Lichtblick war, dass die beiden Mädchen uns in einem Gemeindehaus bereits einen Schlafplatz gesichert und sogar Hühnerfrikassee gekocht hatten. Sogar an eine vegetarische Variante hatten sie gedacht!

Abends guckten einige Fußball, andere genossen es, dass der nette Hausmeister ihnen die Leinwand runtergefahren hatte und sie (endlich mal wieder) über Beamer Fernsehen konnten.

Bornheim,                                                                                                                 48 Km

Heute konnten wir, für unsere Verhältnisse, recht pünktlich losradeln. Um elf Uhr brachen wir nach einer erholsamen Nacht im Gemeindehaus auf Richtung Bornheim. Die Fahrradwege am Vormittag waren wenig verlockend. Vorbei ging es an zahlreichen Fabriken und Industrieanlagen. Immer wieder schlugen uns Brombeerzweige ins Gesicht und auch die vorbei rauschenden LKW sorgten bei einigen für Unbehagen. Dafür war unsere Mittagspause umso gemütlicher. Gegessen wurde heute

Pause am Rhein

Pause am Rhein

nämlich nicht auf einem Supermarktparkplatz, sondern in einem Park, in dem die Jungs sogar noch eine Runde Fußball spielen konnten. Anschließend ging es ein schönes Stück am Rhein vorbei und Kölns Stadtkulisse strahlte uns im Sonnenschein entgegen. Endlich angekommen in Bornheim, wurden wir herzlich in der Europaschule Bornheim in Empfang genommen. Während einige sich über eine heiße Dusche freuten, spielte der Großteil der Jungen mit Jugendlichen aus dem Dorf, wie kann es anders sein, mal wieder Fußball. Den Abend beendeten wir mit einem leckeren Grillessen, danach turnten einige Schüler immer noch nicht müde auf den Weichmatten in der Turnhalle herum und andere schauten sich die zweite  Halbzeit des Bayern Spiels an.

So lieb wir auch in Empfang genommen wurden und so verlockend die Weichmatten auch zum Schlafen sind, für uns steht dennoch fest, dass unsere nächste Unterkunft keine Schule sein wird. Wir müssen morgen nämlich schon um 8 Uhr die Halle geräumt haben, dann startet der Sportunterricht hier. Und das ist, ehrlich gesagt, nicht nur den Schülern zu früh.

Bad Breising                                                                                                            56 km

Bei dem Frühstück auf einem Supermarktparkplatz war vielen die Erschöpfung anzusehen, weswegen wir beschlossen, die heutige Nacht in einer Jugendherberge zu verbringen, um Kraft für die letzten Tage der Reise zu tanken. Max, Pia und Freddy, der sich beim Basketballspielen den Fuß verletzt hatte, fuhren mit dem Zug, den Auftrag in der Tasche, uns eine gemütliche und bezahlbare Unterkunft zu verschaffen. Nach dem langen Frühstück machten wir uns auf den Weg und staunten nicht schlecht: Di

Pause unter der Rheinbrücke

e gesamte Fahrt ging es den Rhein entlang, vorbei an alten Burgen, Schlössern und Weinhängen. Auch das Wetter spielte mit und so genossen wir die ausgiebige Pause am Flussufer. Max und Pia hatten wirklich alles gegeben und tatsächlich eine tolle Unterkunft gefunden: Die Jugend- und Begegnungsstätte mitten im Wald. Nach einem abenteuerlichen, steilen Aufstieg, der eigentlich nur für Wanderer gedacht war, standen wir völlig verschwitzt, aber begeistert vor idyllischen kleinen Hütten im Wald. Zum Abendbrot zauberte die Kochgruppe eine große Portion Penne mit Bolognese am Lagerfeuer. Zufrieden gingen alle ins Bett.

Nieder Olm                                                                                       ca. 90 km (mit der Bahn)

Die Strecke von Amsterdam nach Mannheim war so knackig gerechnet, dass wir heute ein wenig geschummelt haben, da unsere Kräfte Schonung brauchten.

Ein nettes kleines Frühstück in der Herberge war der Startschuss. Frau Ponath zog mit der ersten Ladung von 10 SuS als Erste los, Frau Kaestner folgte mit dem Rest.

Die Suche nach einer geeigneten Unterkunft gestaltete sich heute schwerer als gewohnt. Die Winzer sind in der Weinernte und haben keinen Platz, die Handballsaison versaute uns eine Unterkunft in einer Schule und in diesem kleinen Ort pflegt ab 13:00 Uhr kein Gemeindebüro oder Ähnliches geöffnet zu haben.

Nach langem Hin und Her fand Lea dann noch das Rote-Kreuz-Haus, wo wir nun in ihren Veranstaltungsräumen nächtigen können. Zwar müssen wir morgen um 8:00 Uhr alles geräumt haben, weil dann dort ein Seminar stattfindet, aber immerhin ist es im Warmen und wir müssen nicht zelten. Langsam wird es Herbst und die Nächte sind kalt.

Felipe sorgte noch für einen Schrecken, als er plötzlich im Schwimmbad mit starken Beinschmerzen zusammenbrach. Nach einen kleinen Ausflug mit Frau Kaestner ins Mainzer Krankenhaus konnte zum Glück Entwarnung gegeben werden. Es ist nur eine böse Zerrung.

Morgen geht es für die Klasse nach Worms. Diesmal wieder mit den Rädern.

Zum Glück haben wir dank einer netten Kollegin, die wir heute kennengelernt haben, schon eine Unterkunft in einem Ruderclub gesichert.

Woche 2

09.09.                                                                                                                       Münster

10:00 Uhr: Auf einem historischen Stadtrundgang spricht Nele mit der Klasse über den westfälischen Frieden von 1648 und …

In der Zwischenzeit musste auch ein Fahrrad besorgt werden, ein langwieriges Unterfangen, aber jetzt steht wieder ein fahrbarer Untersatz vor der Jugendherberge.

Bis zum Abendessen werden Berichte verschickt und Fahrräder gewartet.

10.09.                                                                                                              Vreden 70 km

Wir übernachten im Gymnasium von Vreden in einem vollständig überdachten Innenhof.

Die Gruppe ist super gefahren, die letzten 30 km ohne Pause. Leider mussten wir vier SchülerInnen und Frau Kaestner in Münster zurücklassen. Drei hatten mit starken Magenkrämpfen zu tun und eine war sehr erkältet. Zum Glück hatte die Jugendherberge noch Platz. Drei von denen, die die Strecke bewältigt haben, war auch nicht wohl. Umso höher ist es zu bewerten, dass sie durchgehalten haben. Morgen treffen wir uns alle in Lochem wieder.

Nach einem, von vier Jungen zubereiteten, richtig leckeren Abendessen mit Reis und einer Tomaten- und Gemüsesauce spielten fast alle Jungs bis zur Dunkelheit mit Flüchtlingen Fußball. Und auch danach hatten sie noch Energie um den Ort zu erkunden.

11.09.                                                                                                            Lochem 38 km

Der erste Ort in Holland

Der erste Ort in Holland.

Völlig unspektakulär, ohne Schilder und Schlagbaum passierten wir die holländische Grenze auf einem Feldweg. Kurz danach änderten sich die Radwege schlagartig: immer 4 m breit und mit zwei Fahrbahnen und ohne aufbrechenden Asphalt.

Nur das Navi und das Handy hatten keinen Empfang (bis wir auf die Idee kamen, es einfach einmal aus- und anzustellen). Sehr zur Freude des Lehrkörpers ließ sich hervorragend mit einer Karte aus Papier und der guten Beschilderung in Holland navigieren.

Beim gemeinsamen Frühstück.

Beim gemeinsamen Frühstück.

Die Klasse ist wieder zusammen.

Fast gleichzeitig kamen beide Gruppen gegen 14:00 Uhr in Lochem an und trafen sich vor der Kirche. Von dort ging es zum nächsten Supermarkt (für uns zum Glück haben die Geschäfte in Holland auch am Sonntag geöffnet). Mehrere SchülerInnen zogen nach einem kurzen Imbiss los eine Unterkunft. Klappt es in Holland auch? Oder sind die Holländer nicht so freundlich wie bei uns? Nach ca. einer Stunde kam ein Anruf von Malte: im Sportverein können wir zelten und duschen. Kurz darauf meldete sich Phelina und hatte einen Schlafplatz in einem Pfadfinderhaus – super, keine Zelte aufbauen!!!

Lea war immer noch ziemlich angeschlagen. Wie sie die 108 km von Münster bis Lochem auf dem Rad durchgehalten hat, ist mehr als bemerkenswert.

Am Abend schlug Frau Kaestner mit einigen Schülern ihr Lager in einem der vielen Räume des Pfadfinderhauses auf. Als Ruhe einkehrte kam von Lukas die unerwartete Bitte, dass sie ihnen doch bitte aus Woyzeck vorlesen möge. Sie müssen dieses Buch für Deutsch während der Fahrt lesen. Etwas überrascht las Frau Kaestner, leicht schmunzelnd, ca. 8 SchülerInnen mit Woyzeck in den Schlaf.

12.09.                                                                                                       Appeldoorn 42 km

Bis zum Frühstück waren es 12 km, die wir aber nicht ohne Panne schafften. Wieder erwischte es Justin, der Titel „Pannenkönig“! ist ihm nicht mehr zu nehmen. Bei einem Auffahrunfall fuhr er sich eine „Acht“ ins Hinterrad, die nicht zu reparieren war – mitten auf dem Land, 5 km bis zur nächsten Stadt. Die Gruppe fuhr weiter zum Frühstück, Herr Grot blieb mit Justin zurück. Ein zaghafter Versuch per Anhalter weiterzukommen scheiterte. Direkt hinter der Unfallstelle befand sich ein Bauernhof, aus dem natürlich in dem Moment, als wir dort standen, ein Kleinbus um die Ecke bog. Keine fünf Minuten später saß Justin mit Fahrrad im Bus und fuhr zum nächsten Fahrradladen. Herr Grot hinterher, fand aber den Weg zuerst nicht. An einer Tankstelle warteten beide auf ihn, packten auch sein Fahrrad ein und weiter ging es zum nächsten Fahrradladen, da der erste geschlossen hatte. Mit einem ganz herzlichen Dankeschön verabschiedeten wir uns von der Bäuerin und auch im Fahrradladen mussten wir nur eine knappe Stunde warten.

Danach lernten Justin und Herr Grot das holländische Nummerierungssystem an Kreuzungen kennen. Jede Kreuzung hat eine Nummer und ein Pfeil zeigt die nächste Nummer an. In Zukunft brauchen wir keine Karten und kein Navi mehr, sondern fahren nur noch nach Nummern: 45, 20, 23 , 73, …. Ortsnamen werden damit zur Nebensache, nur darf man die kleinen Schilder nicht übersehen.

Kurz vor Ende der Etappe holten wir die Gruppe ein. Vor einem Sportplatz teilte sich die Klasse auf und suchte nach einer Unterkunft.

Heute zelten wir auf einem Pferdehof  und duschen in der Pferdedusche, viel Platz, aber heißes Wasser. Ab und zu guckt ein Pferd um die Ecke.

Zum Abendessen soll es Wraps geben oder auch nicht, sofern die Kochgruppe es schafft noch rechtzeitig einzukaufen.

13.09.                                                                                                             Eemnes 58 km

Eine Brücke nur für Räder in Holland

Eine Brücke nur für Räder in Holland.

Gefühlt waren es heute über 80 km, bei über 30 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit.

So eine traumhafte Strecke durch Wälder, Heidelandschaften und an Kanälen entlang, haben wir bisher noch nicht erlebt. Und dazu diese sensationellen Radwege, ca 45 km ohne Autoverkehr.

Zum ersten Mal war die Unterkunftssuche nur teilweise erfolgreich. Die Zelte stehen auf einem öffentlichen Sportplatz, ohne Wasser und Toilette. Im Sportverein daneben durften wir wenigstens duschen.

14.09.                                                                     Amsterdam 51 km (gesamt 547 km)

Auf der Strecke lag plötzlich das Ijsselemeer vor uns. Für die Jungen gab es kein Halten mehr und sie tobten über eine halbe Stunde im Wasser mit einer Algenschlacht.

15.09.

Vor der Rundtour über Amsterdams Fahrradwege.

Vor der Rundtour über Amsterdams Fahrradwege.

Um 9.00 Uhr begann für die Klasse die dreistündige Radtour zum Fahhradverkehr in Amsterdam. Herr Grot machte sich auf den Weg nach Hamburg (per Zug!).

 

Woche 1

02.09.                                                                                                Zeven 65 km

Bei gutem Wetter starteten wir um 8:30h am Fähranleger Blankenese. Alle waren pünktlich und voller Motivation. Mit Hilfe einiger Eltern konnten wir auch die großen Töpfe auf dem Fahrrad befestigen. Voll beladen ging es los. Am Ende unseres ersten Abends ist die Klasse im Großen und Ganzen noch gut drauf.

Für die ersten 65 km benötigten wir 5 Stunden. Zwei Fußkranke mussten unterstützt werden.

Übernachtet wird auf einem Bauernhof, neben dem Haus auf der abgegrasten Pferdeweide. Für uns wurden die Pferde diesen Abend auf die Nachbarwiese ausquartiert. Abends verteilte die Bäuerin  noch Milchshakes an die Klasse.

03.09.                                                                                             Bassum 73 km

Auf die morgendliche Frage nach dem Zustand der Räder, brauchte ein Schüler Hilfe beim Packen: sein Opa hatte vor der Abfahrt alles professionell befestigt (inzwischen weiß sein Enkel wie es geht).

Mit einem Kaffee und einem hartgekochten Ei vom Hof wurden wir verabschiedet. Da der Hof etwas außerhalb von Zeven liegt, beschlossen wir am Vorabend, morgens zunächst bis Ottersberg (21 km) zu fahren und dort zu frühstücken. Es wurde eine ziemlich regnerische Angelegenheit. Da die Regenjacken in den verstecktesten Winkeln untergebracht waren, dauerte es entsprechend lange, bis es weiterging. Während des Frühstücks wurde im Fahrradladen eine „Acht“ gerichtet. Bevor wir uns auf den Weg machten, musste noch eine Schülerin (verstauchter Knöchel) mit Begleitung zum Zug gebracht werden. Gegen 14:00 Uhr konnten wir endlich, im Trockenen, starten, kamen aber nicht weit, ein Platten und eine abgerissene Tasche mussten repariert werden. Bis auf einige kleinere Probleme mit der Navigations-App, die uns kleine Umwege und steinige Feldwege bescherte und damit zu vielen Flüchen führte, erreichten wir Bassum gegen 18:00 Uhr, wo wir in den Umkleidekabinen des TSV Bassum übernachten konnten.

Die Klasse ist richtig gut gefahren und zeigt auch um 22:00 Uhr noch keine Ermüdungserscheinungen. Die nächsten beiden Tage soll es regnen.

04.09.                                                                                             Diepholz 42 km

Die Abfahrt in Bassum verzögerte sich, weil es von oben schüttete. Bei einer kurzen Regenunterbrechung ging es los, aber eigentlich hätten wir auch sofort losfahren können: Regen, Regen, Gegenwind ohne Ende und 35 km schnurgerade neben der Bundesstraße. „Was machen wir hier ???“, fragten sich fast alle.

Jetzt sitzen wir im Veranstaltungszelt des Bahnengolfclubs Diepholz, der Regen trommelt aufs Zelt, die Nudeln mit Tomatensauce waren lecker und die Stimmung ist wieder bestens.

Und dazu diese Menschen vom Bahnengolfclub, unfassbar wie freundlich und hilfsbereit sie hier sind. Das Zelt (ca 40 m²) dürfen wir nutzen, kostenlos Minigolf spielen und morgen früh gibt es Kaffee und geschmierte Brötchen für alle. Bei unserer abendlichen Besprechung wurde einhellig diese Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit immer wieder hervorgehoben.

05.09.                                                                                                Ostercappeln 43 km

Das Packen muss noch trainiert werden. Wecken war wie immer um 7:30 Uhr, um 11:00 Uhr!!! saßen alle auf ihren Rädern. Da ist noch Luft nach oben.

Bei schönstem Radfahrwetter, nicht zu viel Sonne und zum ersten Mal Wind von hinten, war die schöne Strecke, u.a. auf dem Damm am Dümmer See, ein Kinderspiel, nur die letzte Steigung vor Ostercappeln ließ uns schwitzen.

Heute wird im Sitzungssaal des Rathauses übernachtet. Der Weg zum Rathaus ist mit Wäscheleinen versperrt, auf denen die nassen Anziehsachen und Zelte hängen. Zum Abendessen gibt es Hot Dogs, auf Anregung der Lehrkräfte kommt noch ein kleiner Salat hinzu.

06.09.                                                                                                Ladbergen 52 km

Unsere Bergetappe ist geschafft, durchs Wiehengebirge ging es ca. 380 Höhenmeter auf und ab.

Nach den ersten Bergen konnte eine Schülerin nicht mehr weiterfahren, weil ihr Knie zu sehr schmerzte. Wieder war es eine glückliche Fügung, dass Herr Grot auf zwei nette Busfahrer traf, die die Schülerin in Begleitung von Frau Kaestner, ohne Geld zu verlangen, bis in Zentrum von Osnabrück brachten.

Nach einem kurzen Stopp in der Notaufnahme war Entwarnung angesagt. Im Zug nach Lengerich trafen sie eine nette Frau, die die Beiden bis vor die Tür des Jugendzentrums in Ladbergen brachte, das einige Schüler schon von ihrer Tour von vor vier Jahren kannten. Hier wurde sich schnell eingerichtet, Kontakte wurden geknüpft. Die Schüler sind unermüdlich am Fußball- und Basketballspielen.

07.09.                                                                                             Münster 29 km (304 km)

profilfahrt_2016_stsrissen_2

Weiter ging es bei schönstem Wetter, immer am Kanal entlang, bis wir ein geeignetes Plätzchen gefunden hatten, an dem wir zum Baden in den Kanal sprangen. Es war ein herrliches und erfrischendes Wasser.

Nach einer Trockenphase (möglichst kein Handtuch nass machen) waren die letzten Kilometer bis nach Münster ein Kinderspiel und wir kamen ausgehungert an der Jugendherberge Münster an.

Im Anschluss an das Abendessen wurde der morgige Tag besprochen. Beeindruckend war, welche konkreten und gezielten Fragen die SchülerInnen morgen der Stadtverwaltung und dem ADFC stellen wollen.

08.09.                                                                                        Münster

profilfahrt_2016_stsrissen_1Nach einer erholsamen Nacht in einem richtigen Bett und einem Frühstück am Tisch hatten wir um 10:00 Uhr unseren ersten Termin mit dem Stadtplanungsamt (Herrn Oeinck). Aus Sicht der Stadt Münster gab er uns zunächst einen sehr guten Überblick über die Problematiken einer baulichen Umstrukturierung der Verkehrsinfrastruktur in einer gewachsenen Stadt. Auf der anschließenden Rundtour durch Münster zeigte er uns, wie die Stadt ihr Verkehrskonzept umsetzt und was z. B. Fahrradschleusen oder Schutzstreifen sind.

profilfahrt_2016_stsrissen_3Um 15.00 Uhr waren wir dann mit dem ADFC verabredet, der die Fahrradverkehrssituation in Münster deutlich kritischer sieht. In einem kontrovers geführten Gespräch mit der Klasse, die die auf Fahrradfahrer zentrierte Sichtweise des ADFC hinterfragte, wurde deutlich wie komplex Verkehrsplanung ist. So verstanden die Schüler, wie sehr ökologische, medizinische und wirtschaftliche Aspekte in diesem Fall ineinander verwoben sind.

profilfahrt_2016_stsrissen_4Nach knapp zwei Stunden konnte ein Schüler dann leider nicht mehr aufs Rad steigen – es war geklaut. In der Werkstatt des ADFC gab es kein Gebrauchtes, also mussten wir zu einem Fahrradladen um die Ecke fahren. Bis Samstag werden wir eine Lösung finden.